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Sonntag, 6. Oktober 2013

Sonntagskuchen und Vanillewahn

Sonntag. Wie eh und je ein Kuchentag! Früher (in den Sechzigern) war das so. Hoch lebe die Tradition!  ?
Naja ... irgendwie und irgendwie doch wieder nicht.
Ganz ehrlich? ... ich fand diese Kaffeesonntagnachmittage einfach besch  ... euert!
Sonntagnachmittag - pünktlich um 14, allerspätestens aber um 14.30 Uhr - Anstandsbesuch bei den Verwandten oder auch umgekehrt.

Die weißen Kniestrümpfe samt hochglanzpolierter Lackschuhe gehörten genauso dazu wie der obligatorische Sonntagskuchen mit einem  "Bohnenkaffee". Den gabs dann auch für uns Kinder. Super!
Am besten mit Sahne! Das war was Besonderes - eben sonntagstauglich; ... und wem man die Sonntagskuchen ansah, der galt etwas, hieß: je größer die Zentimetermaße um die Taille, desto besser war er/sie angesehen. Der hatte Geld! Der konnte sich das leisten.

Der Höhepunkt waren die daran anschließenden "Die-Gräber-sind-schön-Spaziergänge". Auf deutsch: Friedhofsbesuch. Was für mich persönlich jeden Kuchengeschmack zunichte machte. Dabei gings weniger um das Gedenken an die Darniederliegenden,  sondern um das Prestige auf dem Friedhof: Wer hat die schönsten Bäumchen? Wer hat die teuersten?
... und zufrieden gings wieder hinaus, wenn festgestellt wurde, dass die eigens gepflanzten wenigstens dem Mittelmaß entsprachen. ?
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Heute wühle ich viel im Netz herum. Neues braucht der SONNTAG! Neues.

Der Rezeptewirrwarr ist unbeschreiblich. Wobei eine Beschreibung durchaus angesagt ist.
Fältchen auf meiner Stirn werden zur Massenware. Der Vanillewahn ist wohl ansteckend?,  stelle ich nach einigem Lesen auf diversen, meist kommerziellen Seiten, fest.
Ausbreitung oder womöglich süchtig gemacht mit Aromat und undifferenzierten Stöffchen???

Eigentlich wollte ich ja mein Bananenkuchenschnittchenwerk Rezeptur veranstalten. Die Bananen scheinen sich bei uns in Rauchwölkchen verwandelt zu haben, heißt sind nicht mehr zugegen.

Gedanklich schwebte mir dann eine Käsekuchenvariante vor. Weil nicht so dick und nicht so stämmig.
Die Vanillehysterie hat mich dann eines Besseren belehrt!
... ÜBERALL VANILLEPUDDING DRIN!

Letztens habe ich gelesen/gehört: Vanille sei der Deutschen liebste Eissorte!? ...
... also wenn ich da so drüber nachdenke  ...
Vanillesorten waren früher nie angesagt. z.B. Pudding. Vanillepudding war nix Feines. Wenn, dann Schokolade oder auch Erdbeer, Himbeer, sogar Bananenpudding mochten alle lieber als Vanille.
Mit Eis wars genauso.
Die Steckerleseissorten für 20 Pfennig gibts heut zwar auch noch. Aber auch früher schon war Vanille eher das, welches man als letztes nahm.

Gut. In Buttercreme fand die Sorte Vanille gerade noch Verwendung. Einfach deshalb, weils keine Alternative gab.

Allein die Packungsaufschrift sollte einem schon zu denken geben: Irgendwelche Aromastoffe, E-Nummern (je niedriger desto schlimmer die Auswirkungen).
Der Farbstoff  E 105 (klingt schon fast wie E605!), der ja in allen Puddings enthalten ist, hat mehr als viele allergische Reaktionen zur Folge. Aromastoffe, die noch halbwegs harmlos sein können, dazu Verdickungsmittel und weiß der Geier was noch alles. Als Giftcocktail könnte man das auch bezeichnen.

Vielleicht ist es auch ein wenig das Wissen darum, dass krankheitsbedingte Reaktionen möglich sind, weshalb das Grausen bei diesen auch optisch giftgelben schon ein Warnzeichen sein sollte!

So beschleicht einen der Verdacht, dass die Verbindung kommerzieller Seiten schon fast eine Verwandtschaft sein könnte. Eine Hand wäscht die andere. 
Rezepte verbinden sich mit Produkten.

DER UNWISSENDE VERBRAUCHER BRAUCHT EINE ANLEITUNG!!!

So kauft er brav nach Anleitung die angegebenen Produkte und wundert sich, wenn manches Mal so undifferenzierte Krankheitsbilder auftauchen.  Erkältungen ...  oder sind es doch keine? ...  ...

Davon abgesehen schmeckt das giftig aussehende Zeugs auch so.

... giftig eben ... ... ...

Der Sonntagskuchen wird erst mal gedanklich ad acta gelegt.
Mir ist der Appetit vergangen.

... und außerdem ...

BRAUCHT MAN EINEN SONNTAGSKUCHEN WIRKLICH?
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Freitag, 4. Oktober 2013

NFD-Flieger

herausgekramt:

Andenken an einen Flug mit dem NFD - Nürnberger Flugdienst.

Urlaubsreise vor zwanzig Jahren nach Korfu.
Gesteuert von Inhaber Hans Rudolf Wöhrl

Unsere erste Flugreise überhaupt. Damals eine wackelige Angelegenheit. Jedes Luftloch emotional wie ein kleiner Absturz. Ein gefühltes Abenteuer. Cockpit-Besichtigung. Oben in 10.000 km. Das war spannend.
Die Landung - Sturzflug - und exakt berechnet auf Minilandefläche von Korfus Hauptstadt,
direkt im Meer. Adrenalin pur.

Schade. Nur einmal ...

Die großen Maschinen haben nicht diese ... "Persönlichkeit".

 Mini-Modell - Oldie - heute etwas Besonderes.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Tag der Einheit - die Verwandten

hmmm ... nachgedacht.

Feiertag. Tag der DEUTSCHEN Einheit.
Meine Verwandten väterlicherseits stammten aus der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, abgekürzt DDR.
Zusammen mit einem Freund hatte mein Vater
in den Fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Zonengrenze durch ein Schlupfloch des Stacheldrahts überquert, bei Probstzella im Dickicht des Thüringer Waldes, nur einen Rucksack mit dem Nötigsten dabei.
Die Enge, das Wissen eingesperrt zu sein, war der Ursprung.

Angekommen sind die beiden in Franken. Der Freund in Nürnberg. Dort hatte er sich als  Friseur selbständig gemacht.
Mein Vater nicht weit entfernt im Marktflecken Roßtal, Landkreis Fürth, wo
er Arbeit bei einer Bäckerei fand. Mit einem Handkarren und per pedes fuhr er Brot und Mehl aus.
Die Inhaberin war die Patin meiner späteren Mutter.

Es folgte eine Anstellung als Kranführer bei einer Baufirma, ebenfalls in Roßtal.
Später - im Wirtschaftsaufschwung der Sechziger - konnte er aufgrund seiner Ausbildung als Elektriker bei Fa. Grundig Fuß fassen, jahrzehntelang bis zu seiner Rente.
Mit Begeisterung und wirklich schon Fanatismus lebte und liebte er diesen Beruf.
Daher auch sein leidenschaftliches Hobby als Amateurfunker. Der Grundstock war ja schon vorhanden, da baute er sich seine Funkgeräte und Verstärker selbst, wobei der Grund natürlich auch der Geldmangel war.
"DJ7EV ruft ...", schallte es daher meist abends nach Feierabend in unserer im Erdgeschoss befindlichen kleinen 3-Zimmer-Wohnung; hinaus und weit konnte man es hören, wenn die Fenster geöffnet waren.
Das Morse-Alphabet gehörte damals auch dazu und ".... tut, tuuut, tutut ..." abwechselnd (lang, lang, kurz usw. alles Wörter und nicht nur Tuten).
Es faszinierte ihn, die Welt damit zu erreichen. Das Leuchten in seinen Augen, wenn er einen Funker aus Australien oder noch weiter Neuseeland, halt von der großen weiten Welt, an der Strippe hatte, sehe ich noch heute vor mir.

Es gab sogenannte QSL-Karten zum Austausch:



Seine Familie - Mutter, Bruder, Schwester  - blieben "drüben". Hüben und drüben wurde zum Schlagwort, wenn es um die OSTZONE ging.

Zu den Feiertagen, wie auch den Geburtstagen, schrieben wir uns Briefe und Karten. Die Päckchen an Weihnachten waren etwas Besonderes. Die Oma schickte trotz Geldmangels immer ein Päckchen. Für mich als Kind waren immer Spielsachen dabei, später sogar Schmuck, eine Porzellanpuppe, auch das Sandmännchen, das oben auf unserem damaligen ersten Fernseher seinen festen Platz hatte.

Besonders freuten sich die Verwandten, wenn es "die guten Sachen aus dem Westen" gab. Kaffee, Kakao, Waschmittel, Schokolade.  Nur Geld durften wir nicht versenden.
Einmal bekam ich einen Teddybären von meinem Onkel aus der Ostzone/Ost-Berlin. Überrascht war ich, als mein Vater zum Mediziner wurde. Er öffnete die Bauchnaht des Teddys, was mich sehr schmerzte.
Zuerst quoll eine Ladung Holzwolle heraus, dann aber wie von Zauberhand ein Geldschein.

Mich überraschte es. Meinen Vater nicht, denn das  war so gewollt. Die Päckchen wurden an der Zonengrenze alle geöffnet und Geld hätte da keine Chance gehabt, wäre beschlagnahmt worden.

Ja. Hier ende ich mal. Interessant war später in den Siebzigern unser erster Besuch in die Ostzone. Mit dem Zug sind wir hingefahren. Ein besonderes Erlebnis, die uniformierten Bewacher im Zug,  man durfte kein Wort sprechen ... ... das ist eine extra erlebnisreiche Geschichte.

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Die Öffnung der Zonengrenze oder auch Fall der Mauer war auch für uns ein großes Ereignis. Mein Vater hatte seine Verwandten endlich wiedergesehen. Jeder freute sich über die Freiheit.
Für mich persönlich war es dennoch so, dass eine gewisse, irgendwie unüberwindliche, Brücke vorhanden war.
Eine Brücke, welche sicher die Vergangenheit ausmachte, das Fremde, weil man sich doch nicht kannte.

Mein Vater wie sein Bruder sind inzwischen verstorben. Meine Großmutter lebt auch nicht mehr.

Die Erinnerung an die Päckchen - hüben wie drüben -, das Briefe- und Kartenschreiben sind für mich eine bleibend-schöne Erinnerung an die Zeiten der DDR.

- Persönliche Gedanken an die Wiedervereinigung von Ost und West.


Ein Familienfoto: Vater, Helmut Hoffmann; Mutter, Maria Margareta Frosch; Hochzeit 1954,  im fränkischen Vestenberg bei Ansbach; Kind (meine Wenigkeit). - Nostalgie pur!



Montag, 30. September 2013

Erkältung oder "a widder neet ..."

Heute angestanden in der Apotheke. Naja ... könnte am Wetter liegen.

Eine Frau um die Fünfzig ist vor mir an der Reihe:
"... also ich möcht' wos fier mein Moo. Wissens, der is erkältet oder a widder net, jedenfalls bräucht ich wos fier ihn", sagte sie zur Apothekenverkäuferin.
Diese schaute kritisch und litt mimikmäßig gleich mit.
"Hmmm ... naja  ...", gab sie von sich und  griff zielstrebig hinter sich ins Regal, entnahm eine grün-bläuliche Packung mit einem Universalheilmittel, welche sich als Schmerzmittel allenthalben entpuppte.

"Nehmens dess", meinte sie zur Fünfzigerin.
"... des is für alle Fälle des Richtige!"

Die Sorgenfalten auf ihrer Stirn sowie die etwas kniffligen um die Mundwinkel verschoben sich in Richtung Positiv.

Mit einem Stoßseufzer der Erleichterung legte sie das Kleingeld auf die Theke.
Der Preis war egal, Hauptsache ein schnelles Mittelchen war gefunden, für den offensichtlich darniederliegenden Ehegatten, welcher sicher daheim sehnlichst auf die Ankunft des hoffentlich helfenden Präparats wartete.

Obs geholfen hat oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich kannte die Frau nicht.
Trotzdem konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn auch ich stand mit einem Rezept meines Mannes an der Theke.

... und die Apothekenumschau nahm ich auch gleich mit.
"Männergesundheit", stand auf der Titelseite des Magazins. Ein strahlendes Männerantlitz inklusive.

... könnte am Wetter liegen, könnte man meinen.